1933 waren im Berliner Vorort Schöneiche 170 der 5 000 Einwohner jüdisch – ein paar Jahre später waren die jüdischen Nachbarn verschwunden, in ihren Häusern wohnten andere. Geschah das wirklich unbemerkt? Wer organisierte das Verschwinden der Menschen und wohin kamen ihre Möbel, ihre Fahrräder und ihr Hausrat? Das bürokratische Handlungsgeflecht der Enteignung und Beraubung reicht vom Bürgermeister über den Landrat und die Kreisverwaltung bis zum Regierungspräsidenten, von der Gebrauchtwarenhändlerin über den Transportunternehmer bis zu den Käufern und Nachmietern.
"Ich besaß einen Garten in Schöneiche bei Berlin." | Rezensionen >>
Wen interessiert heute noch, dass 4 000 russische und polnische ZwangsarbeiterInnen in einer Munitionsfabrik im Wald von Clausthal-Zellerfeld Tellerminen füllen mussten? Die Kontaminierung des Harzbodens und die damit einhergehende Gefahr für die Trinkwasserversorgung Niedersachsens ist seit Jahren ein brisantes politisches Thema, nicht aber Geschichte und Alltag derjenigen, die während des zweiten Weltkriegs gezwungen wurden, aus hochgiftigen Chemikalien Sprengstoff und Munition herzustellen. Nicht um die Besonderheit eines solchen Ortes geht es mir, eher um seine Alltäglichkeit.
Jani Pietsch
Merseburger Str. 12
D-10823 Berlin
jani.pietsch@gmail.com